Kinder und Jugendliche werden derzeit zunehmend kränker, die Häufigkeit von ernstzunehmenden gesundheitlichen Problemlagen entlang der Lebenslinie steigt aufgrund von gesellschaftlichen und sozialen Veränderungen an, vor allem sind es psychosoziale Störungen und psychiatrische Erkrankungen, die unter Jugendlichen rasant ansteigen. Vor diesem Hintergrund verwundert die strukturelle Unterversorgung für die Gesundheitsprobleme von Kindern, Jugendlichen und Familien. Der Blick in die Evaluationsforschung zeigt jedoch, wie alle Kinder ungeachtet ihrer sozialen Herkunft von unterschiedlichen Maßnahmen, die in der ersten Lebensphase einsetzen, profitieren können.
2015 startete der Aufbau von regionalen Frühe Hilfen-Netzwerken in Österreich. Frühe Hilfen leisten einen wichtigen Beitrag zu sozialer und gesundheitlicher Chancengerechtigkeit. Sie setzen in erster Linie auf aufsuchende und niederschwellige Tätigkeiten direkt in den vertrauten Lebenswelten, um vor allem ökonomisch benachteiligte Familien zu erreichen und zu stärken. Ökonomisch schwache Kinder und Jugendliche haben eine geringere Chance auf effektive Förderung und Therapie. Ob die mit Frühdiagnostik verbundenen Chancen auch genutzt werden können, hängt nicht nur davon ab, ob Entwicklungsrisiken frühzeitig erkannt werden können, sondern auch davon, ob das Erkennen konsequent in therapeutisches Handeln umgesetzt werden kann – eine Frage der multidisziplinären Kooperation und internen Ablauforganisation.
Seitens der Versorgung von Kindern mit Entwicklungsstörungen mangelt es wesentlich an stationären, ambulanen und niederschwellig zugängigen psychosozialen und psychiatrischen Versorgungskapazitäten sowie an therapeutischen Angeboten, die ohne finanzielle Barrieren zugänglich sind. Potenziale, durch gesundheitspoltische Maßnahmen zur Verbesserung des Systems der Geburtshilfe beizutragen, liegen brach. Frühe Hilfen und Frühe Förderung sind zwei unterschiedliche Konzepte, die sowohl adäquate Gesundheitsversorgung als auch soziale Angebote und Angebote im Bildungswesen beeinflussen, um Präventionspotenziale früher Hilfen (in Österreich) ausschöpfen zu können.